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Dipl.-Ing. Klaus Vogel
Er baute Paläo-Globen anhand eigener experimenteller Erkenntnisse und erlangte damit sogar weltweite Anerkennung.
Vom Notabitur war die Rede und von „der Gnade der späten Geburt“, die ihn den II. Weltkrieg nur noch wenige Wochen in Uniform erleben ließ, und vom Handwerk, das er von der Pike auf erlernte und als Bauingenieur mit der Entwicklung einer Standard-Treppe krönte. Ein rechtschaffener, fleißiger Mensch sei er gewesen und ein guter Ehemann und Vater. Hochangesehen in der Gesellschaft und in der Wissenschaft habe er auf ein langes und erfülltes Leben zurückblicken können.

Den Höhepunkt der besinnlichen Trauerfeier bot unerwartet das tief unter die Haut gehende „Nachtstück“ von Franz Schubert (1797-1828) mit Text von Johann Baptist Mayrhofer (1797-1836). In einzigartiger – ja erschreckender - Weise machte dieser Liedvortrag den dramatischen Übergang eines dahinscheidenden Menschen vom Leben in die „Gefilde der Vollendung“ den Zuhörern verständlich und nachvollziehbar.

Nach der Erteilung des Segens schafften vier Sargträger den Sarg aus der Kapelle zum vorbereiteten Familiengrab, an dem eine frische Grabtafel vom Tod der vor einem Jahr vorausgegangenen Ehefrau Eva-Maria kündet. Der Sarg wurde abgeseilt, das Gemeindelied „Christ ist erstanden“ gesungen. Gemeinsam mit dem Pfarrer sprach die Trauergemeinde dann ein kraftvolles “Vater unser“. Abschließend trat jede Person einzeln vor die offene Gruft, verneigte sich ein letztes Mal vor dem Verstorbenen, warf Erde und eine gelbe Rose auf den tief unten liegenden Sarg und nahm so ganz persönlichen Abschied. In herzlicher Weise erfolgten die Kondolenzbekundungen gegenüber den zahlreichen engen Verwandten, die in Nähe des Grabes ausharrten. Dabei hielten sich Trauer und Schmerz über den Verlust eines guten Menschen die Waage mit Empfindungen von Dankbarkeit und innerem Frieden über das mit ihm gemeinsam Erlebte.

Beim anschließenden Empfang der Großfamilie Vogel im Gemeindezentrum an der Marienkirche gab es dann nicht nur warme Suppe und Brot, Kaffee und Kuchen sowie allerhand feine Getränke wie z.B. „Vier Vogel Pils“. Es gab auch geistige Nahrung in Form einer „PowerPoint-Präsentation“ mit zahlreichen Fotos aus dem Leben von Klaus Vogel über seine gesamte Lebenszeit. Die Bildfolge lief als stumme Dauerschleife über mehrere Stunden. Alles wurde darauf lebendig und oft humorvoll dargestellt: seine Kindheit und Jugend, die Nachkriegszeit mit Lehre und Studium, die Hochzeit mit Eva-Maria und die Familiengründung, ihre Kinder: eins, zwei, drei, vier sowie zahlreiche befreundete Familien, Freunde und Verwandte. Bilder seiner Paläo-Globen gab es dagegen nicht zu sehen. Sie wurden ausgespart. Wohl aber wurden Wissenschaftler gezeigt, die wegen dieser Vogel’schen Paläo-Globen den Weg nach Werdau gefunden hatten, allen voran der berühmte australische Geologe und Verfechter der Erdexpansion Warren S. Carey in den 1970er Jahren. In Tischgesprächen wurde darüber gerätselt, weshalb die „Theorie der Erdexpansion“ wohl doch gescheitert sei. „Sie ist keinesfalls gescheitert“, wurde vehement verteidigt, „sie wird nur im Augenblick unterdrückt durch Ideologen und Dogmatiker“, die in den Geowissenschaften weltweit das Sagen haben.“ Der Grund dafür sei die Forderung der Theoretischen Physik, die berühmte Einsteinformel Energie gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat für irdische Verhältnisse nicht zuzulassen. So dürfe die sichtbare Erdexpansion eben nicht begründet werden mit der Zunahme der Erdmasse, wie sie der Vulkanismus mit seinen gewaltigen Lava-Strömen tagtäglich anzeigt. Warum das wohl so sein kann wurde im Tischgespräch mit einem alt- italienischen Sinnspruch erklärt, der aus folgendem Wortspiel besteht: „Chi po non vo. Chi vo non po. Chi sa non fa. Chi fa non sa. Il mundo mal va.“ Übersetzung: „Wer kann will nicht. Wer will kann nicht. Wer´s weiß macht´s nicht. Wer´s macht weiß es nicht. Deshalb geht die Welt schlecht.“

Was geschieht wohl mit den zahlreichen Paläo-Globen von Klaus Vogel? Wohin gelangen seine Schriften und Werke? Welche deutsche Forschungseinrichtung bewahrt sie „für später“ auf? „Keine“, lautete die Antwort; „der gesamte wissenschaftliche Nachlass geht nach Wien an die Österreichische Nationalbibliothek.“

So stehen denn gläserne Vogel-Globen zur expandierenden Erde heute bereits in Museen in Moskau, Warschau, Breslau, Rom, Sydney und künftig auch in Wien, aber nicht in dem ehemaligen Land der Dichter und Denker. Glückauf! Armes Deutschland.

khj
Am 18. November 2015 verstarb Klaus Vogel in Werdau friedlich im Kreise seiner Großfamilie; am 26. 11. folgten die Trauerfeier und Beerdigung auf dem Städtischen Friedhof mit anschließendem Beisammensein der Trauernden im Gemeindezentrum an der Marienkirche Werdau. Klaus Vogel wurde 89 Jahre, 6 Monate und 7 Tage alt.
Die Trauergäste versammelten zunächst sich in der Friedhofskapelle, in der Klaus Vogel in einem schlichten hellen Eichensarg lag, der mit gelben Rosen geschmückt war. Zwei evangelische Pfarrer zelebrierten den Trauer-Gottesdienst und würdigten sein umfangreiches Lebenswerk. Es bestand hauptsächlich in einer mehr als 50 Jahre währenden Ehe mit seiner Gefährtin Eva-Maria Vogel, geborene Dorsch, aus der 4 Kinder und 8 Enkel hervorgingen, sowie aus einer traditionsbewussten Leitung des geerbten Familienbetriebes, einer kleinen Beton-Fabrik in Werdau. Daneben war Klaus Vogel auch ein sehr erfolgreicher - autodidaktisch gebildeter - Naturwissenschaftler, der sich 40 Jahre lang mit der veränderlichen Oberfläche der Erdkruste beschäftigt hatte.
Abschied vom Globen-Mann aus Werdau in Sachsen

Gelbe Rosen, Musik von Franz Schubert und sehr persönliche Worte und Bilder: 100 Trauergäste würdigten die Verdienste von Klaus Vogel




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